Das Gezwitscher, die Luft durchdringende Kommunikation zwischen Vögeln, gehört zur ältesten Soundscape, die der Mensch vernommen hat. Twitter, die digitale Echtzeit-Anwendung zum Microblogging, ist eine Übertragung dieses natürlichen Systems auf den elektronischen Raum zum Zweck menschlicher Kommunikation. Gleichzeitig Plattform, soziales Netzwerk und öffentliches Online-Tagebuch entsteht es aus pausenlos gesendeten und empfangenen Kurznachrichten, sogenannten Tweets, den Vogelrufen nachempfunden; im Unterschied zu konventionellen Massenmedien ermöglicht Twitter verschiedene Formen der Kommunikation. Gleichzeitig jedoch bildet diese ein elektronisches statisches Rauschen, aus der relevante Botschaften erst herausgefiltert werden müssen. Das ist das gemeinsame Motiv von Hans Wetzelsdorfers und Wolfgang Müllners dialogischer Ausstellung.
Sowohl Hans Wetzelsdorfer als auch Wolfgang Müllner geben Nachricht über eine Welt, die zunehmend in einer Wolke von Nachrichten über sie verschwindet. Diese Nachrichten, Botschaften, Erzählungen, Kommentare kommen nicht mehr notwendigerweise von konkreten Orten; es fällt schwer zu sagen, ob die Orte, über die berichtet wird, weiterhin bestehen. Immer öfter aber bleiben sie unbesetzt. Nicht ganz von ungefähr spricht man von der Cloud. Der Klang der Cloud aber heißt Twitter. Und das ist die perfekte Soundscape für hyperreale Menschen, die aus nun leeren Nestern gefallen sind.
Martin Breindl, März 2014